Felix Krahl, Paula Weyen, Lou Schulz und Mats Lammert bei der Vorbereitung ihrer Zeitzeugengespräche.

Migration als Thema der Geschichte in der EPh

Migration gilt neben der Digitalisierung als eine der großen Zukunftsherausforderungen unserer Gesellschaft. Dabei handelt es sich jedoch um ein Phänomen, das so alt ist, wie die Menschheit selbst: Seit Menschengedenken gab es Wanderungsbewegungen, die ganz unterschiedliche Ursachen hatten. Aus diesem Grund ist das Fach Geschichte in besonderem Maße dafür geeignet, aus der Vergangenheit zu lernen und ein Bewusstsein für die Herausforderungen von Migration und Integration zu schaffen.

In diesem Zusammenhang hat sich unsere Einführungsphase in der letzten Unterrichtsreihe intensiv mit den Erlebnissen von MigrantInnen beschäftigt. Im Mittelpunkt standen dabei die Planung, Durchführung und Auswertung von Zeitzeugengesprächen.

Nachdem die theoretischen Grundlagen des Themas im Unterricht geklärt worden waren, ging es an die praktische Umsetzung. Neben der Entwicklung einer Leitfrage für die jeweiligen Gespräche, suchten sich die Schülerinnen und Schüler passende Zeitzeugen, erstellten Fragenkataloge und lasen sich in die jeweiligen historischen Thematiken ein. Nach dem jeweiligen Gespräch wurden die Aussagen evaluiert, historisch eingeordnet und die Ergebnisse verschriftlicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Vorhaben ein voller Erfolg war. Die Schülerinnen und Schüler haben sich intensiv mit der Lebenswirklichkeit unterschiedlicher MigrantInnen auseinandergesetzt und dabei weitreichende Erkenntnisse bezüglich Migration und Integration gewonnen.

Text: Daniel Schirra

Die Einwanderung Herrn K*s (Name gekürzt) nach Deutschland - Glücksfall oder Verhängnis?

*Mitte der 1950er-Jahre, als ein rasantes Wirtschaftswachstum zu einem Arbeitskräftemangel führte, begann auch die Bundesrepublik Deutschland Arbeitskräfte im Ausland anzuwerben. 1955 wurde der erste Anwerbevertrag mit Italien geschlossen. Abkommen mit Spanien und Griechenland folgten 1960. Weitere Abkommen wurden mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1967) geschlossen. 1973, als in Folge der Ölkrise ein Anwerbestopp verhängt wurde, lebten knapp 4 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland*, wie auch Herr K., welcher 1957 in der Stadt Kumanovo, Jugoslawien,  geboren wurde.

Er wuchs in einem Mehrfamilienhaus auf, welches sich in einem unschönen Ostviertel in Kumanovo befand. Sein Vater war selbstständiger Tischler, seine Mutter war einfache Hausfrau, welche somit kein Geld verdiente, da es in der Region kaum Arbeit gab, welche sich für Frauen anbot. Das Einkommen, das alleine der Vater erbrachte, reichte gerade so zum Überleben und war jeden Monat unterschiedlich hoch, da es als Tischler in manchen Monaten viele Aufträge gab, in anderen weniger, in manchen sogar gar keine, so dass die dreiköpfige Familie in diesem Monat hungern musste. Herr K. hatte dennoch eine schöne Kindheit, da er viele Kameraden besaß, welche täglich mit ihm spielten und mit ihm gemeinsam zur Schule gingen. Eines Abends brachte der Vater ein Anwerbeschreiben nach Hause, in welchem höherer Wohlstand, bessere Arbeits- und Lebensverhältnisse versprochen waren. Dieses Angebot kam genau richtig, da es zu dieser Zeit im Winter kaum Aufträge gab, mit welche der Vater hätte Geld verdienen können. Diese so perfekt klingende Anwerbung hatte allerdings einen großen Haken: Sie mussten dafür ins Ruhrgebiet umziehen, was die komplette Familie aus ihrem Umfeld reißen würde. Da die Familie damals jedoch eine schwierige Zeit durchlebte, entschieden sie sich dafür. Sie verkauften ihre Eigentumswohnung, die Tischler Firma und konnten so mit dem damals erstmals fahrenden „Akropolis Zug“ nach Deutschland reisen.

Als sie in Dortmund ankamen, fanden sie jedoch alles andere vor als die so verlockenden Dinge, die im Anwerbeschreiben versprochen worden waren. Zurückfahren? Keine Chance! Sie hatten alles verkauft. Sie hatten keine andere Chance als einfach das zu machen, was ihnen das Ruhrgebiet bot. Herr K. ging zur Schule, lernte die deutsche Sprache, und fand schnell Anschluss. Zur Überraschung der Eltern schafften sie es doch, so viel Geld zu erwirtschaften, dass sie sich ein kleines Reihenhaus außerhalb Dortmunds kaufen konnte, um dort zu leben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Migrationsgeschichte von Herrn K. viele Höhen und Tiefen hatte, welche im Rahmen des Projekts unmöglich alle aufgezeigt werden können. Jedoch ist die glückliche Wendung, die sein Leben zum Schluss genommen hat, ein Einzelfall, da es viele Menschen gab, welche auf gleiche Art und Weise wie Herr K. eingewandert sind, und es nicht geschafft haben, die Kurve in Deutschland zu bekommen.

Um auf die Leitfrage zurückzukommen, lässt sich als Antwort festhalten, dass es viele Menschen gab, welche aus anderen Ländern eingewandert sind und welchen die teilweise erfundenen Bedingungen im Ruhrgebiet zum Verhängnis wurden, jedoch gab es auch Einzelfälle wie die von Herrn K., welche es schnell geschafft haben, sich in Deutschland zu integrieren und ein gutes Leben zu führen.

*[Quelle: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138012/geschichte-der-zuwanderung-nach-deutschland-nach-1950?p=all, Zugriff: 13.12.2017]

Text: Lou Schulz

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